Scoliocare Orthomed

Orthopädietechnik
 

Was ist Skoliose?

Skoliose ist eine Seitverbiegung der Wirbelsäule, welche nicht mehr vollständig aufgerichtet werden kann. Mit einer solchen Seitverbiegung ist eine Verdrehung der Wirbelkörper verbunden, welche den Rippenbuckel oder den Lendenwulst erzeugt. Die Beweglichkeit der Wirbelsäule ist meist im betroffenen Abschnitt deutlich verringert.

Skoliosen können viele Ursachen haben. Einige Gründe dafür sind Nerven- und Muskelerkrankungen, Stoffwechselstörungen sowie angeborene Skoliosen mit Fehlbildungen von Wirbeln und Rippen. Aber der Hauptanteil hat eine immer noch nicht näher bestimmte Ursache, man nennt sie die idiopathische (lat.: von sich aus entstanden) Skoliose.

Bei der Skoliose ist das weibliche Geschlecht deutlich häufiger betroffen. Das Verhältnis beträgt 5:1. Die Erkrankung tritt meistens zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr auf. Es besteht ein Risiko von etwa 10%, die Skoliose auf sein Kind zu vererben.

Die eigentliche Ursache der Skoliose ist in 80% der Fälle unbekannt (Idiopathische Skoliose), nur in den verbleibenden 20% findet sich eine Ursache, wie z. B. Veränderung der Knochenstruktur, Muskel- und Nervenerkrankungen etc. Diese Skoliose zeigt sich meist im Verlauf des Wachstums. Bedingt durch Wachstumsschübe ist eine rasche Verschlechterung (Progredienz) zu beobachten.

Die etwa zwischen dem 0. und 3. Lebensjahr auftretende Skoliose wird als infantile Skoliose bezeichnet. Die juvenile Skoliose tritt zwischen dem 4. und 10. Lebensjahr auf. Später auftretenden Skoliosen, normalerweise ab dem 11. Lebensjahr, wird als Adoleszentenskoliose bezeichnet.

Je früher eine Skoliose auftritt, desto ungünstiger ist der zu erwartende Verlauf. Es gibt unterschiedliche Krümmungsformen. Sie lassen sich grob wie folgt einteilen: 

  • Thorakale (Brustkorb)
  • Lumbale (Lenden)
  • Thorakolumbale (Brustkorb/Lenden)
  • Doppel-S-Krümmungen

Um abschätzen zu können, ob sich eine Krümmung verschlechtert, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, z. B. das Einsetzen der Regelblutung bzw. des Stimmbruchs, knöcherne Reifezeichen, schwere der Krümmung, Geschlecht und Krümmungsform. Es kann angenommen werden, dass das Risiko einer Verschlechterung der Skoliose bei jüngeren Personen größer ist als bei schon fast ausgewachsenen.


Kann ich als Laie erkennen, ob mein Kind Skoliose hat?

Ja, indem Sie den freien Oberkörper Ihres Kindes aufmerksam von hinten anschauen und dabei auf folgende Punkte achten.

1. In aufrechter Stellung:

• Steht die Wirbelsäule im Lot (aufrecht)?
• Befinden sich die Schultern auf gleicher Höhe?
• Sehen die Taillendreiecke gleichmäßig aus?
• Steht das Becken gerade?

 

2. Mit vorgebeugtem Oberkörper:

• Ist der Rücken gleichmäßig hoch oder ist eine Seite
höher als die andere?

 

Ist eine Abweichung erkennbar, suchen Sie bitte einen Orthopäden auf. Eine genaue Diagnose wird durch eine Röntgenaufnahme möglich.

Bei der Suche nach erfahrenen Ärzten helfen wir Ihnen gerne weiter.


Untersuchung der Wirbelsäule

Da es sich bei der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen erfahrungsgemäß um einen langfristigen Prozess handelt, kommen einer sehr gewissenhaften Basisuntersuchung, wiederholten Kontrolluntersuchungen und einer korrekten Dokumentation einer sehr große Bedeutung zu.

Röntgen: Zu Beginn der Therapie ist die Anfertigung einer Wirbelsäulenganzaufnahme dringend notwendig. Um die Strahlenbelastung zu reduzieren, sollte man bei Jugendlichen soweit möglich nur einmal im Jahr eine Röntgen-Aufnahme machen, Ausnahme nach einer Korsettversorgung. Hier ist eine Röntgen-Aufnahme nach ca. 6-8 Wochen nach Korsettversorgung im Korsett notwendig.

Scoliometer: Die Bestimmung des Scoliometer-Wertes nach BUNNEL dient der Bestimmung des Neigungswinkels, des Rippenbuckels und des Lendenwulstes. Anhand dieser Messung kann eine schnelle Befundkontrolle ohne Strahlenbelastung durchgeführt werden. Die Ausprägung des Rippenbuckels und Lendenwulstes hängt mit der Krümmung der Skoliose zusammen.

Fotodokumentation: Eine Fotodokumentation des Patienten dient der Befundkontrolle. Auch der langfristige Verlauf kann so dokumentiert und jederzeit Verglichen werden. Nach einigen Wochen Therapie kann man in der Regel schon die ersten positiven Veränderungen am Rücken erkennen.

3D Rasterstereographie: Hierbei wird eine 3D Wirbelsäulenvermessung vorgenommen. So ist eine schnelle Messung und Analyse der Rückenfläche und der Wirbelsäulenform ohne Strahlenbelastung möglich. Verlaufskontrollen werden korrekt und reproduzierbar dokumentiert. Hierdurch können Röntgenaufnahmen deutlich reduziert werden.


Behandlungsmöglichkeiten

Behandlungsziele

  • Krümmungskorrektur/Progressionsvermeidung
  • Verbesserung der Kosmetik
  • Reduktion der psychischen Belastung
  • OP Vermeidung


Chêneau Korsett

Das Chêneau-Korsett wird allgemein als eine aktive wachstumslenkende Derotationsorthese bezeichnet, welche von Dr. Jacques Chêneau seit 1970 stetig weiterentwickelt wurde. Das sogenannte Chêneau-Korsett hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zur meistgenutzten Orthese bei der Behandlung von Skoliosen durchgesetzt.

Die Funktionsweise der dreidimensionalen Derotation der Wirbelsäule (und des Brustkorbs) wird in der Chêneau-Orthese durch Ihre asymmetrische Bauweise ermöglicht. Neben Druckzonen (Pelotten) sind auch die entsprechenden Freiräume (Expansionszonen) an den dafür benötigten Rumpfabschnitten in der Orthese vorgesehen. Eine Wiederherstellung des physiologischen (natürlichen) Seitenprofiles (Sagittalebene) der Wirbelsäule sowie das Nutzen der Atmung als Korrekturmechanismus sind ebenfalls Korrekturprinzipien einer modernen Chêneau-Orthese. 

Das Chêneau Korsett hat sich bis zu seiner heutigen Form stetig weiterentwickelt und geändert. Wenn auch Form, Materialien und Fertigungstechniken sich verändert haben, werden allerdings immer noch die gleichen Konstruktions-/Korrektur -Prinzipien angewandt.

 

In der Vergangenheit wurden zur Bewertung der Korrektur einer Orthese meist nur das Röntgenbild ausgewertet. Heutzutage werden allerdings mehr und mehr auch Wert auf das klinische Bild der Patienten gelegt. Hierbei werden mit Versorgungen erfahrener Orthopädietechniker in der Chêneau-Bauweise sehr gute Ergebnisse erzielt.


Skoliose Korsett Cheneau Modell Scoliocare Orthomed

 












Korsett nach Maß/CAD

Individuell hergestellte Orthesen nach Maß/CAD sind Einzelanfertigungen unter Berücksichtigung der jeweiligen Skoliosemuster und der körperlichen Gegebenheiten.

Der Gipsabdruck wird immer mehr durch die CAD gestützte Produktion ersetzt. Dies ermöglicht eine noch höhere Präzision bei der individuellen Modellherstellung.


 

CAD Modell Cheneau - Skoliosemodell

 


Ablauf einer Korsettversorgung

  • Messung aller statischen Patientendaten
  • Fotografie des klinischen Zustandes
  • Auswertung des aktuellen Röntgenbildes
  • Klassifizierung des Krümmungsmusters auf Grund der Röntgenaufnahme und des klinischen Bildes
  • Festlegung der Versorgungsstrategie mit einem krümmungsspezifischen Korsettmodell
  • Anprobe in unserer Werkstatt in Bingen
  • Nach etwa 6 bis 8 Wochen erfolgt eine Röntgenkontrolle im Korsett


Korsetteingewöhnung

Bei einer Erstversorgung sollte das Korsett zunächst stundenweise, dann Schritt für Schritt, mehr getragen werden. Man sollte sich zu Beginn der Behandlung nicht unter Druck setzten, die endgültige Tragezeit muss erst nach ein paar Wochen erreicht sein.

Im Korsett sollte man nicht auf Bewegungen verzichten. Wenn man die Eingewöhnungsphase hinter sich hat, fallen Bewegungen im Korsett nicht mehr schwer. Allerdings sollte man das Korsett zum Sport ausziehen.
Das Anziehen des Korsetts verlangt einige Übung.